Weltwirtschaftskrise 1929-1932: Krisenmanagement in Deutschland

Die Weltwirtschaftskrise 1929-1932
Die Weltwirtschaftskrise, die 1929 begann, gilt als die mit Abstand längste und
schwerste Wirtschaftskrise des 20. Jahrhunderts. Die Krise, die mit dem
Zusammenbuch der New Yorker Börse im Herbst 1929 ihren Lauf nahm, traf
ausnahmslos alle Staaten weltweit. Besonders betroffen waren jedoch die USA
als Ausgangspunkt der Krise und Deutschland. Als die Krise 1932 ihren
Höhepunkt erreichte, waren in Deutschland knapp 6 Millionen Menschen
arbeitslos, was einer Quote von über 40% entsprach. Die damit verbundene
Armut prägte das öffentliche Leben.
Nach einer Skizze der Grundzüge der Weltwirtschaftskrise werden im
Folgenden die wichtigsten, als gesichert geltende Erkenntnisse hinsichtlich der
Ursachen und der wirtschaftlichen, sozialen und politischen Folgen aufgezeigt.
Der Fokus liegt hierbei auf Deutschland, jedoch kann ein Blick auf die USA
aufgrund ihrer herausgehobenen Stellung in der Weltwirtschaft nicht
unterbleiben.
Der Ausgangspunkt der Krise liegt in den USA. Im Sommer 1929 endete dort
eine lange Phase des wirtschaftlichen Wachstums. Im Juni 1929 erreichte die
Industrieproduktion ihren Höhepunkt. Einige Bereiche der Wirtschaft litten
bereits unter beträchtlicher Überproduktion, besonders die Produzenten von
Konsumgütern wie Automobile und Kühlschränk. Der darauf folgende
Abschwung hielt bis zum Jahr 1933 an. Parallel zu dem wirtschaftlichen Boom
hatte sich ein Spekulationsfieber ausgebreitet, das alle Gesellschaftsschichten
erreichte. Von der sich anbahnenden Rezession unberührt ging die
kreditfinanzierte Massenspekulation zunächst weiter. Zu teilweise aberwitzigen
Zinssätzen wurden kurzfristige Kredite aufgenommen, um damit Aktien zu
kaufen und diese nach hohen Kursgewinnen wieder abzustoßen. Dieses
System funktionierte solange die Kurse steil nach oben zeigten. Als sich die
Anzeichen des wirtschaftlichen Abschwungs verdichteten, stießen zahlreiche
Spekulanten ihre Wertpapiere ab. Die damit einhergehenden Kursverluste
lösten eine Kettenreaktion aus, da Aktionäre, die ihre Aktien auf Kredit gekauft
hatten, diese als Sicherheit hinterlegen mussten. Ab einem gewissen
Kursverlust waren sie dann gezwungen, ihre Papiere zu verkaufen, was den Abwärtstrend weiter verstärkte. Der Dow Jones Index fiel innerhalb von zwei
Tagen um fast 25%.
Die Krise griff durch den Wegfall der amerikanischen Nachfrage rasch über auf
die internationalen Märkte. Vom rapiden Absinken des Preisniveaus war
insbesondere der Agrarsektor betroffen. Dies führte dazu, dass weltweit
Maßnahmen getroffen wurden, um die einheimischen Produkte zu schützen.
Zollerhebungen und Einfuhrbeschränkungen leiteten ab Mitte 1930 einen
internationalen Trend zu ausuferndem Protektionismus ein. Die Folge davon
war, dass das Volumen des Welthandels von 1929 bis 1932 um über ein
Viertel zurückging.
Das Jahr 1931 markiert eine entscheidende Zäsur. Zu der Rezession kam eine
internationale Bankenkrise, die Deutschland besonders schwer traf. Sie wurde
ausgelöst durch die sich seit 1930 immer weiter zuspitzende Kapitalflucht. Die
Hyperinflation von 1923 hatte in Deutschland sämtliche auf Geld lautende
Ansprüche wertlos gemacht, also insbesondere privates Sparguthaben, aber
auch das Eigenkapital von Banken. Hinzu kamen die immensen Belastungen
durch die Reparationsforderungen aus dem Versailler Vertrag. Daher war
Deutschland in hohem Maße abhängig von Kapitalzufluss aus dem Ausland. Als
der größte Kapitalgeber, die USA, infolge der dortigen Wirtschaftskrise kaum
mehr Investitionen in Deutschland tätigte, wurde die Kapitalnot prekär.
Deutschland verfolgte zu diesem Zeitpunkt eine Hochzinspolitik, um Kapital
aus dem Ausland anzuziehen. Die umlaufende Geldmenge wurde immer
geringer, es kam zu einer lang anhaltenden Deflation. Interessant ist in
diesem zeitliche Zusammenhang der Reichstagswahl 1930 und dem rasanten
Anstieg von Kreditabzügen. Die NSDAP war zur zweitstärksten Partei
geworden, was man im Ausland beunruhigt zur Kenntnis nahm. Dies
verstärkte den Abzug von Krediten noch.
Was die sozialen und wirtschaftlichen Folgen der wirtschaftlichen Depression
betrifft, ist umstritten, welche Auswirkungen die strenge Sparpolitik des
Reichskanzlers Brüning hatte. Mit Hilfe von Notverordnungen wurden
einerseits die direkten Steuern auf Löhne und Umsätze sowie indirekte
Steuern erhöht. Gleichzeitig wurden die Sozialausgaben sowie Löhne und
Gehälter im öffentlichen Dienst drastisch gesenkt. Das Ziel dieser Deflationspolitik war es unter anderem, durch die niedrigen Preise den
deutschen Export anzukurbeln, was jedoch daran scheiterte, dass international
zunehmend Zölle und Einfuhrbeschränkungen beschlossen wurden.
In der Literatur überwiegt die Meinung, dass diese Sparpolitik die grassierende
Armut in Deutschland erheblich verschlimmerte. Die arbeitende Bevölkerung
erwirtschaftete bei weitem nicht genug, um das Heer an Arbeitslosen zu
ernähren. Im Februar 1932 standen 6,1 Millionen Arbeitslose nur 12 Millionen
Beschäftigte gegenüber. Gleichwohl hatten die Maßnahmen des
„Hungerkanzlers“ Brüning zur Folge, dass sich die Wirtschaft durch das sehr
niedrige Lohnniveau ab 1933 wieder schnell erholen konnte. Der Aufstieg und
Erfolg des Nationalsozialismus ist daher in direktem Zusammenhang mit dem
wirtschaftlichen Niedergang Deutschlands in der Weltwirtschaftskrise zu
sehen. Tragischerweise profitierten die Nationalsozialisten dann an der ab
1933 einsetzenden Erholung der Wirtschaft.
Zahlen & Fakten für Deutschland:
• Industrieproduktion 1929-1932: -40%
• Warenexport 1929-1932: sinkt von 13,5 auf 5,7 Mrd. RM (-58%)
• Banknotenumlauf 1929-1932: sinkt um 30%
• Arbeitslosigkeit: Von 1,3 Mio. (1929) auf 6,1 Mio. (1932)
o entspricht maximal 43,8%
o Realeinkommen 1929-1932: -33%
• Entwicklung des BIP 1929-1934 kumuliert: -16% Finanzmarktkrise
Hintergrund
Unmittelbar ausgelöst wurde die Krise auf den Finanzmärkten durch die
Immobilienkrise in den USA. Begünstigt durch die seit 2001 sehr niedrigen
Leitzinsen, war der sogenannte Subprime-Markt entstanden, also ein Markt für
Hypothekarkredite geringer und geringster Bonität. Menschen mit geringem
Einkommen und ohne Vermögen erstanden Häuser und Wohnungen, die sie
sich eigentlich nicht leisten konnten. Als immer mehr Schuldner die Kredite
nicht bedienen konnten, kam der Stein ins Rollen. Mehrere Finanzinstitute, wie
die Investmentbank Lehmen Brothers, gingen Pleite. Zahlreiche Banken,
Investmentbanken, Versicherungen und Hedgefonds mussten
Milliardensummen abschreiben, Geld, das in „faule Kredite“ investiert wurde.
Dass nicht nur die unmittelbaren Finanzierer von Immobilienkrediten betroffen
waren, liegt daran, dass Forderungen aus Subprime-Krediten gebündelt und
als Finanzprodukte gehandelt wurden. Diese für den Laien – und offensichtlich
auch für manchen Profi – schwer verständlichen Praktiken führten dazu, dass
die Risiken des jeweiligen Produkts (Ausfall des Kredits durch
Zahlungsunfähigkeit des Schuldners) zunehmend schwerer zu erfassen waren.
Eben hier liegt der Vorwurf zum Beispiel an die Verantwortlichen deutscher
Landesbanken, die diese Risiken entweder nicht wahrnahmen oder ignorierten.
Banken-Rettungspakete
In den Handel mit entsprechenden Produkten war – in unterschiedlichem
Ausmaß – der gesamte Weltfinanzmarkt involviert. Im Verlauf der Krise
meldeten immer mehr Banken und Finanzinstitute immense Abschreibungen,
was Regierungen weltweit veranlasste, einzelne Banken mit
Kreditbürgschaften zu stützen, um einen Zusammenbruch des gesamten
Bankensektors zu verhindern. Man will vermeiden, dass um ihr Vermögen
besorgte Anleger die Banken stürmen, um ihre Ersparnisse zu sichern. Dies
hätte im schlimmsten Fall zur Folge, dass auch solvente Banken in Not
geraten, da keine Bank kurzfristig in der Lage ist, eine Rückzahlung sämtlicher
Einlagen aus eigener Kraft zu leisten. Auf diese Weise soll das viel zitierte Vertrauen in den Bankensektor gewahrt beziehungsweise wiederhergestellt
werden.
Die Folge von den immensen Verlusten von Finanzinstituten weltweit ist in
erster Linie, dass diese weniger Kredite vergeben, da sie, um ihre Solvenz
besorgt, versuchen, ihr Eigenkapital zu halten. Das macht es Unternehmen
schwerer an Kredite zu kommen und somit Investitionen zu tätigen. Auf diese
Weise überträgt sich die Krise der Finanzmärkte auf die Realwirtschaft.
Was folgt aus der Krise?
Vor diesem Hintergrund ist ein staatliches Eingreifen unvermeidbar. Da
Vertrauen (zum Beispiel in die Stabilität der Währung) Kern jedes
wirtschaftlichen Handelns ist, war es nach Einschätzung der Stiftung
Marktwirtschaft eine psychologisch richtige Entscheidung der Bundesregierung,
private Einlagen durch den Staat zu sichern. Die weltweite Vernetzung von
Medien und Ökonomien, die zur Folge hat, dass sich Stimmungen und
Erwartungen von Konsumenten und Investoren direkt aneinander anpassen,
macht zudem ein international abgestimmtes Handeln notwendig. Dies
geschah insofern, als die USA und die EU parallel Programme zur Stützung der
Banken entwickelten. Mit dem G20-Treffen im November 2008 wurde zudem
ein erster Versuch unternommen, strukturelle Ursachen der Finanzmarktkrise
auszumachen und verschärfte Regulierungsinstrumente für den Finanzmarkt
zu erörtern. Das Ergebnis, ein zehn Seiten langer Katalog, besteht aus nicht
bindenden Absichtserklärungen. Ob und wann die formulierten Ziele
umgesetzt werden, ist äußerst unklar. Viel wird davon abhängen, welche
Priorität die neue US-Regierung dem Thema einräumen wird.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Finanzmarktkrise durch falsche
Anreizsysteme, mangelnde Transparenz und unzureichende
Rahmenordnungen sowie durch eine verfehlte Geldpolitik verursacht wurde.
Hinzu kommen sicherlich psychologische Faktoren wie kurzfristiges Denken,
„Herdentrieb“, Gewinnstreben und Verantwortungsdiffusion. Aufgabe der
Politik wird sein, die strukturellen Rahmenbedingungen so zu ändern, dass
eine wirksame Regulierung des Finanzsektors möglich ist. Diese muss
zwangsläufig international erfolgen.

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